Geburt verschieben, wenn der Tiger von Madras kommt

Stuttgarter freuen sich auf Anand / Kachiani-Gersinska spielt diesmal gegen Baden-Oos 

Von BT-Redakteur
Hartmut Metz 

„Die Geburt müssen wir verschieben“, fordert Frank Zeller scherzhaft von seiner Lebensgefährtin Anke Müller. Den Familienvater elektrisiert die Nachricht, dass der „Tiger von Madras“ drei Tage in Stuttgart weilt, fast genauso wie der unmittelbar anstehende weitere Nachwuchs. „Toll, das ist klasse!“, freut sich der Bundesligaspieler der Stuttgarter SF. 

Der amtierende württembergische Meister fiebert in der Landeshauptstadt einer besonderen „Werbung fürs Schach“ entgegen: Von heute bis Sonntag demonstriert Viswanathan Anand im Hotel Bonjour in Gerlingen seine Kunst auf den 64 Feldern. Momentan liegt Anand, der am Mittwoch seinen 33. Geburtstag feierte, auf Position drei der Weltrangliste.

So sehr sich Zeller&Co. auf das Gastspiel des Inders freuen, so schwer wird die Aufgabe für die Stuttgarter, heute (16 Uhr) im fünften Match die ersten Punkte einzufahren. Der Aufsteiger aus Baden-Baden hat außer dem vor einem Jahr entthronten Ex-Weltmeister auch noch weitere Asse im Ärmel wie den WM-Halbfinalisten Peter Swidler (Russland)e oder das jahrzehntelange deutsche Aushängeschild Robert Hübner.

Können die Kurstädter dank des großzügigen Sponsorings der Grenke Leasing AG aus dem Vollen schöpfen, brach beim schwäbischen Reisepartner alles zusammen. Geldgeber Herterkom hatte mit einem ähnlichen Projekt wie Grenke Leasing begonnen und Schachprofis Arbeitsstellen offeriert. Nach dem Ende des Booms der Kommunikationsbranche ging es Herterkom an die Substanz. Auswirkungen auf die Bundesliga hatte es insofern, dass die Spitzenspieler Christian Gabriel und Jörg Hickl, zuletzt Geschäftsführer des Unternehmens, nicht mehr antraten. Ein kampfloses Brett und den Verzicht darauf, dass keiner gegen Anand antritt, schließt Zeller aus. „Bei Heimspielen sollte das nicht sein“, hofft der 33-Jährige darauf, dass Hickl und Gabriel diesmal mit von der Partie sind. Gegen einen ehemaligen Weltmeister darf man schließlich nicht jeden Tag antreten.

Nach dem Verlust des Sponsors verliert der größte Schachverein Württembergs aber auf jeden Fall seine beiden Großmeister. Via Internet gingen Hickl und Gabriel bereits auf Vereinssuche für die nächste Saison. Ob etwa ein weiterer deutscher Nationalspieler in Baden-Oos landet?

Sollte Stuttgart in Bestbesetzung antreten, muss Anands Team auf der Hut sein. Morgen (14 Uhr) gegen Mitaufsteiger Forchheim ist lediglich die Frage nach der Höhe des Sieges spannend. Gut möglich, dass den Oosern sogar ein makelloses 8:0 gegen das nominell schwächste Oktett gelingt. Eine Aussage des Ooser Teamchefs Thilo Gubler lässt jedenfalls derlei erwarten: „Die Remisquoten müssen wir mittelfristig unbedingt senken“, kündigt er an und hofft auf sechs Mannschaftspunkte in den drei Spielen des Wochenendes.

Weit höher hängen am Sonntag (9 Uhr) die Trauben gegen den TV Tegernsee. Die Bayern zählen zu den Arrivierten und hat Spieler wie den einstigen WM-Kandidaten Zoltan Ribli (Ungarn) und Bundestrainer Uwe Bönsch im Kader – nicht zu vergessen Ketino Kachiani-Gersinska. Die Muggensturmerin muss sich diesmal gegen ihren eigenen Verein ins Zeug legen: Ihr Ehemann Jürgen ist Vorsitzender der Ooser, und sie selbst sitzt am Spitzenbrett des Damen-Bundesligateams.

 
     
 

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