Rochade verliert das Derby nach großem Kampf

Das erste mittelbadische Derby in der Schach-Oberliga seit rund einem Jahrzehnt hat die Fans in Atem gehalten. Der SC Baden-Oos wurde zwar mit einem 6:2-Erfolg seiner Favoritenrolle gerecht, doch die Rochade Kuppenheim brachte den vermeintlichen Goliath ins Wanken. „Zwischendurch sah es kritisch aus“, räumte Großmeister Philipp Schlosser ein. Doch routiniert riss der kurstädtische Spitzenspieler ebenso wie seine Mannschaftskameraden noch das Ruder herum. Mit 4:0 Zählern bleibt Baden-Oos auf Meisterkurs, während die Gäste nach dem Duell der beiden Tabellenführer mit 2:2 Punkten zu Buche stehen.

Mit dem Remis zwischen Oliver Nill und Kurt Busch sowie dem Sieg von Marcos Osorio-Ortiz über Jochen Klumpp startete der Hausherr an den Brettern sechs und sieben planmäßig. Die Rochade hatte sich nur Chancen ausgerechnet, sollte auf den hinteren drei Positionen kräftig gepunktet werden können. Doch trotz des 1:2-Rückstands – Marcel Vingerling hatte dem Internationalen Meister Michael Schwarz relativ leicht ein Unentschieden abgenommen - witterte Kuppenheim Morgenluft. Völlig überraschend geriet das Ooser Prunkstück an den vorderen vier Brettern mächtig unter Druck. Hubert Schuh, Günther Tammert und Velimir Kresovic besaßen ebenso wie Joachim Kick am letzten Brett materiellen Vorteil. Zudem bot Hartmut Metz Schlosser Paroli.

In der Zeitnotphase demonstrierte dann aber der Zweitliga-Aufstiegsaspirant seine ganze Klasse: Großmeister Ludger Keitlinghaus zauberte gegen Schuh einen durchschlagenden Angriff aufs Brett. Außerdem entwischte Nationalspielerin Jessica Nill gegen Kick ins Remis. Für die Entscheidung zum 4,5:1,5 sorgte so Schlosser. Der Landestrainer des Karpow-Schachzentrums bestrafte das zu waghalsige Spiel von Metz, der nach eineinhalb Jahren wieder seine erste Niederlage in der Oberliga quittieren musste. „Der beste Bundesliga-Torwart hat nun auch einmal ein Tor geschossen!“, ulkte Schlosser angesichts seiner zahllosen Remis, die er bis zur vergangenen Saison für Bundesligist SK Passau am ersten Brett gesichert hatte.

Andreas Schenk hatte Glück, dass Kresovic im letzten Zug vor der Zeitkontrolle den entscheidenden Schlag verpasste. Hernach setzte der deutsche Jugendmeister die Gewinnstellung sicher um. Beim 5,5:1,5 versuchte sich lediglich noch Tammert an Ergebniskosmetik. Gegen den Internationalen Meister Günther Beikert stand er mit Dame und drei Bauern gegen Turm, Läufer und zwei Bauern auf Gewinn. Doch die komplizierte technische Umsetzung misslang dem Kuppenheimer, weshalb er entnervt ins Remis einwilligte. Erfreulich für Aufsteiger Baden-Oos, der damit noch keine Partie in der Oberliga verlor. Die Rochade-Akteure trugen den Wachwechsel im Bezirk mit Fassung und zeigten sich zufrieden, dass man dem Kontrahenten einen offenen Schlagabtausch geliefert hatte.

Einzelergebnisse: 1. Brett Philipp Schlosser – Hartmut Metz 1:0, 2. Ludger Keitlinghaus – Hubert Schuh 1:0, 3. Günther Beikert – Günther Tammert remis, 4. Andreas Schenk – Velimir Kresovic 1:0, 5. Michael Schwarz – Marcel Vingerling remis, 6. Oliver Nill – Kurt Busch remis, 7. Marcos Osorio-Ortiz – Jochen Klumpp 1:0, 8. Jessica Nill – Joachim Kick remis.

 

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