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Fide-WM 2001 in Moskau Teil 2
es berichtet
Gastkorrespondent Hans Wiechert
Der Berichterstatter ist immer noch
fassungslos, zu unglaublich erscheinen die heutigen
Ereignisse an der FIDE-WM. Waren wieder einmal die Namen
verkehrt herum auf der offiziellen FIDE-WM-Webseite
angegeben? Nein, diesmal hatte alles seine Richtigkeit,
Farbe und Ergebnisse stimmten. Doch der Reihe nach:
Bei den Frauen mußte Alexandra Kosteniuk mit Schwarz
gewinnen, um den Titel nicht vorzeitig an die Chinesin
Chen Zhu abzuliefern. Und sie gewann!! In einer landläufig
als "Stonewall" bekannten Variante der Holländischen
Verteidigung erreichte die 17-jährige Russin bald
Ausgleich, nachdem sie am Damenflügel die Vorstöße c6-c5
und a7-a5-a4 durchgesetzt und sich damit ihrer schwachen
Bauern entledigt hatte. Weiß hatte während der gesamten
Partie gar nichts und versuchte krampfhaft, die Damen zu
tauschen, was Kosteniuk aber geschickt zu vermeiden wußte.
Nach einer langwierigen Hin-und Herzieherei ließ sich
die 25-jährige Chinesin im 40.Zug in einer trotz allem
immer noch als ausgeglichen zu bezeichnenden Stellung plötzlich
einen schweren Fehler zuschulde kommen (40.Dc3?), nach
dem folgenden Springerausfall 40..Sb3 ging schließlich
die Qualität und bald danach auch die Partie verloren.
Schon wieder eine vernichtende Niederlage, diesmal für
die Chinesin. Nach beiderseits jeweils zwei Siegen muß
damit morgen im Tie-Break die Entscheidung fallen.
Bei den Herren ging es nicht minder dramatisch zu,
diesmal war es aber die Partie zwischen Anand und
Ivanchuk, die für Aufsehen sorgte, denn Ivanchuk gewann
mit Schwarz und zog damit ins Endspiel ein !!!
In einem eher selten gespielten Sizilianer brachte
Ivanchuk bereits im 7.Zug eine Neuerung (7...Sd7), die
ihm bequemen Ausgleich sicherte. Im Folgenden schien es
so, als wenn bald die Friedenspfeife geraucht werden würde,
Ivanchuk brachte jedoch im 27. Zug ein geniales
Bauernopfer (27...f3!!!), das ihm am Königsflügel Platz
verschaffte und nach und nach in Vorteil brachte. Ein
weiterer Geniestreich im 35.Zug (35...e4!!!) veranlaßte
Anand, die Damen zu tauschen, was aber auch nichts mehr nützte,
da der entstehende Freibauer auf d3, unterstützt von dem
"ewigen" Springer auf e5 und einem bald
entstehenden weiteren Freibauern auf der h-Linie zur Überlastung
der verbliebenen weißen Figuren (König und ein
grottenschlechter Läufer) und damit im 42.Zug zu Anands
Aufgabe führte.
Nach dieser kleinen Sensation war nur noch die Frage, wer
der Gegner des exzentrischen Lwowers sein würde. Ein
Russe oder ein Ukrainer, also ein Landsmann Ivanchuks,
das war hier die Frage. Nun, das "Karpov-Kamsky-Hybrid"
Ruslan Ponomariov schaffte es, indem es mit Weiß in
einem c3-Sizilianer nichts anbrennen ließ, immer
leichten Vorteil aufweisen konnte und just in dem Moment,
als es in deutlichen Vorteil kommen konnte, von einem
Remisangebot des Grenke-Schützlings Peter Svidler
positiv überrascht und damit gleichzeitig ins Finale
"gehievt" wurde.
Was in der Nr. 590 der folgenden URL http://gaestebuch-2000.de/cgi-bin/gb.pl?user=doro&
noch als Scherz im Cyberspace verbreitet wurde, ist also
Wirklichkeit geworden:
Die beiden Ukrainer Vassily Ivanchuk und Ruslan
Ponomariov bestreiten das FIDE-WM-Finale im Januar 2002
!!!
Gez. Schachmeister Hans Wiechert
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